Üses Merci zum drybisse
Dienstag, 12. Dezember 2023
Traditionen muss man pflegen. Sie geben uns Halt. Schaffen Momente der Ruhe. Die Tradition des Guetzlens ist besonders schön.
Guetzli. Gutzi. Güezi. Vor allem das «Guetzli» hat sich sprachlich in der Schweiz durchgesetzt und lokale Wörter wie Chröömli oder Biscuit verdrängt. Es steht sogar als Helvetismus im Duden. Das ist auch eine Folge des Marketings und weil die Menschen sich nicht nur zu Weihnachten in grösseren Regionen bewegen. Die Begriffe vermischen wie die Zutaten zu einem Brunsli.
«Guetzli» leitet sich ab von «gut». Man gönnt sich etwas Gutes.
Es ist für uns auch ein Ausdruck von Dankbarkeit. Jedes Guetzli wurde von Infel-Mitarbeitenden selbst vorbereitet. Jedes Guetzli sagt Danke für unsere Zusammenarbeit im alten Jahr und verbindet die besten Wünsche für 2024. Süssen Erfolg für 2024!
Geschichten zum Essen
Das Infel-Team knetete in der Showküche von Hefti Küchen in Ins einen Nachmittag lang den Teig für unsere Kundengeschenke. Eine Geschichte in Bildern.
Der Spitzbube - eine Adventsgeschichte
von Bruno Habegger
Mammmmmaaaaaaa! Spitz und schrill Fredis Stimme. Mammmmmmmmmmmmm! Endlich hörte ihn die Mutter durch ihre Kopfhörer, setzte diese ab und eilte besorgt in die Küche. Fredi sass aufgelöst am Küchentisch, einen Teller voller Gebäck vor sich, gerade erst dem Backofen entnommen, mit einer warmen, unsichtbaren Kuppel über den Köstlichkeiten.
“Was ist los, Fred?” Er schniefte und sagt mit gebrochener Stimme: “Die Guetzli bluten!” Die Mutter hielt kurz inne, musst erst verstehen, was Fredi ihr mitteilen wollte.
“Die Guetzli bluten?”
“Ja, schau mal! Er hielt eines der Guetzli in die Höhe.
Nun lachte die Mutter. “Aber Fredi, das ist doch kein Blut, das ist Erdbeergelee”.
Sie nahm den Teller und räumte ihn weg, stellte ihn auf die Anrichte zum Esszimmer.
“Ich habe Angst vor diesen Guetzli. Ich werde diese nie nie nie essen!”
“Woher hast du das?”
“TikTok.” Fredi rollte sich vom Küchenstuhl, fast ein ein Ninja aus seinem Legomovie. Cooler Move, Fredi!
Er ging direkt in sein Zimmer.
Die Mutter setzte wieder ihre Kopfhörer auf, summte ein Lied mit, tippte mit turboschnellem Daumen neue Whatsapp-Nachrichten und schob ein neues Blech in den Backofen. Diesmal Brunsli.
Schnell hatte sie das kurze Intermezzo mit ihrem Sohn am Küchentisch vergessen, der Tag versank in der Nacht, der Backofen heizte und heizte, Guetzli um Guetzli. Als das Backwerk des Tages endlich getan war, schaltete sie den Backofen aus und sortierte die Guetzli in die liebevoll dekorierten Büchsen ein.
Doch irgendetwas fühlte sich falsch an. Die Mutter überlegte, betrachte den vollgemehlten Tisch, zog gedankenverloren Linien ins Mehl und dann fiel es ihr auf: die Spitzbuben! Wo sind die Spitzbuben! Ihr Blick ging zur Anrichte, dort stand ein Teller. Leer!
Freeeedi! Laut und fordernd Mamas Stimme. Freeeeeeeedi! Endlich hörte Fredi seine Mutter, kam aus dem Zimmer und baute sich frech vor ihr auf.
“Ja, Mutter?”
“Was hast du mit den Spitzbuben gemacht?”
“Nichts, Mutter, du weisst doch, die bluten! So eklig!”
Sprachs und drehte sich um, mit der Zungenspitze den letzten Rest des Gelees aus den Mundwinkeln tupfend.
Der Spitzbube.
Guetzlibacken: Einstimmung auf die festliche Zeit
Woher die Tradition des Guetzlibackens kommt, ist unklar. Wir wischen die Erklärungsversuche vom Tisch wie Mehl und sagen: Die Weisen sind Schuld.
Es gibt Theorien zur Guetzlitradition. Eine besagt zum Beispiel, dass sie aus dem Mittelalter stamme, aus Klöstern, die Backwaren zur Verteilung an die Armen herstellten. Andere Theorien gehen viel weiter zurück. In die Antike. Es soll sich um symbolische Tieropfer aus Teig handeln. Dafür sprechen viele Guetzliformen in Tierform.
Wir aber glauben, dass die Weisen aus dem Morgenland die Tradition begründet haben, die das Kind in der Krippe reich beschenkten. In unserer Phantasie mit ganz vielen Guetzli.
Eine kurze Geschichte unserer guten Dankbarkeit für unsere Zusammenarbeit im 2023:
Mailänderli
Der hellste Stern am weihnächtlichen Zuckerhimmel. Der Teig besteht aus Mehl, Zucker und Butter, dazu einer abgeriebenen Zitronenschale und einer Glasur aus Puderzucker und Zitronensaft. Die Bezeichnung soll über 300 Jahre alt sein und erstmals im 18. Jahrhundert in Berner und Basler Rezeptsammlungen zu finden.
Spitzbuben
Etwas jünger als die Mailänderli, aber nicht weniger himmlisch. Oft sind sie mit Hagebuttenkonfitgüre oder Erdbergelee versehen. Es braucht Butter, Zucker, Vanillezucker und Salz - ja kein Eigelb! Die Bezeichnung wird in der Schweiz und im angrenzenden Sprachraum verwendet. Umgangssprachlich verstand man darunter einen Ganoven oder Spion. Das andernorts als «Linzer Auge» bekannte Gebäck präsentiert seinen köstlichen Belag durch ein oder mehrere Löcher in der obersten Schicht. Wie durch einen Spion.
Brunsli
Gemahlene Mandeln, Zucker, Eischnee und Schokolade: Die Brunsli stammen vermutlich aus der Region Basel, darauf lassen die französische und italienische Bezeichnung schliessen. Ausserhalb der Schweiz sind sie kaum bekannt. «Die Braunen aus Basel» sind vermutlich im 18. Jahrhundert erstmal nachgewiesen.
Zimtsterne
So duftet Weihnachten! Die Schwaben sollen diesen extrem süssen Stern erfunden haben, den Ursprung kennt aber niemand genau. Er soll ins 16. Jahrhundert zurückreichen, als Zimt noch ein sehr kostbares Gewürz war. Der deutsche Kaiser soll bei einem Besuch in Rom Zimtsterne zum zwölften Gang gereicht bekommen haben. Der Zimtstern besteht aus Eischnee, Zucker, Mandeln, Zimt und wenig Mehl. Es gibt ihn in zahlreichen lokalen Variationen.
Wenn Sie übrigens Lust bekommen, Guetzli aus anderen Ländern der Erde zu kosten, empfehlen wie Ihnen die Rezepte von Watson: https://www.watson.ch/spass/leben/348530386-genug-von-brunsli-und-co-hier-gibt-s-weihnachts-guetzli-aus-aller-welt